Professionell, ausdrucksstark, glaubwürdig
HERXHEIM: Schülertheatergruppe "Szenario" des Herxheimer Pamina-Schulzentrums trifft mit neuem Stück den Nerv der Zeit
Wie schnell aus einem dummen Scherz bitterer Ernst werden kann, demonstrierte am Wochenende eindrucksvoll die Schülertheatergruppe"Szenario" des Herxheimer Pamina-Schulzentrums im Chawwerusch Theater: Mit "Unter Verdacht", ihrer mittlerweile siebten Produktion, füllte die Theatergruppe die ausverkaufte Vorstellungen an allen drei Tagen bis auf den letzten Platz.
Matt Donaghy (Patrick Borchardt), Schüler der Rocky-River High School verkündet in der Cafeteria, er werde die Schule mit einer Bombe in die Luft jagen. Mochte eine solche Äußerung vor dem Massaker in der Columbine High School im Jahr 1999 und dem Amoklauf in Erfurt 2002 noch als reichlich geschmackslos, immerhin aber als Scherz gegolten haben, wird sie nach diesen Vorfällen zum Kriminalfall: Von Kommissaren abgeführt und verhört, in Mitschülerkreisen geächtet, wird Matt, als "Big Mouth Donaghy" bekannt für seine große Klappe, zum Außenseiter. Es kommt zu einer regelrechten Hexenjagd, die noch geschürt wird von dem religiösen Fanatiker Reverend Brewer (Christian Kolain), bis die Anfeindungen der ganzen Stadt sich in Drohbriefen an Matts Eltern entladen: Der Vater entschließt sich zur Klage. Eine einzige Mitschülerin, "Ugly Girl" Ursula Riggs (Katharina Schneider) die als Basketballspielerin geschätzt, ansonsten aber nicht geliebt wird, wagt zu sagen, dass Matts Äußerungen wirklich nicht ernst gemeint gewesen seien.
"Unter Verdacht" frei nach einem Roman von Joyce Carol Oates und geschrieben von Ro Tritschler und Ben Hergl, ist ein Zwei-Akter mit raschen Szenenwecheln. Die Geschichte selbst birgt wenige Geheimnisse. Wie auf der Klaviatur des Rufmorde(n)s gespielt wird, die Geschädigten sich ihre Demütigungen in klingender Münze versüßen lassen wollen, am Ende aber immer nur die Anwälte gewinnen, weiß heute jeder Fernsehzuschauer und Zeitungsleser. Spannend indes ist, was die Truppe unter Regisseur Ben Hergl, assistiert von Christiane Gebhart, daraus macht: In der Dunkeltheit des Theatersaals nehmen die Schauspieler Aufstellung. Man könnte von einer gespenstischen Szenerie sprechen, wäre da nicht diese aggressive, Gewalt verherrlichende Musik. Das Licht geht an - und sofort wird der Zuschauer in jede Szene regelrecht hineingerissen: Als ob man nach langem Schlaf erwacht und die Welt ringsum zunächst als fremd erlebt, grell, bedrohlich, überzeichnet und laut, wird dem Betrachter die Geschichte, in Videoclip-artiger Kurztaktigkeit eingehämmert.
Die schrägen, schrill-bunten Kostümen von Marlene Korbstein vor einem schwarzen Bühnenbild (Dorsis Lang) verstärken diesen Effekt: Sie verleiten zum Starren und Taxcieren: man kann den Blick von diesen Figuren einfach nicht lösen. So wird der Zuschauner in doppelter Weise konfrontiert mit seinem eigenen Voyeurismus. Denn, mal ehrlich: würden wir uns so fesseln lassen, wenn es weniger spektakulär zuginge?
Professionell, ausdruckstark und glaubwürdig füllten alle fünfzehn junge Akteuere ihre Figuren, die sie sich in intensiven Improvisationsübungen erarbeitet hatten, mit prallen Leben - manche in doppelter Besetzung.
"Viele wollten glauben, dass das mit der Bombe wahr wäre, weil schon lange nichts mehr los war", lassen die Autoren Tritschler und Hergl ihren Matt Donaghy sagen - und treffen damit den Nerv unserer von Medienhetze und Feigheit geprägten Zeit, die schon in den Schulen Nährboden findet. Auch aus diesem Grund wir die Theatergruppe das Stück vom 20. bis 23. Juni noch einmal gezielt für Schulklassen aufführen. Schulen, die sich für diese Vorführungen interessieren, wenden sich an das Chawerusch Theater, Herxheim (Tel.:0 07276 5991).
Im September tritt "Szenario" mit "Unter Verdacht" bei den Bundes-Schultheater-Tagen in Pirmasens an. (bkr)
Bilduntertitel: Die schrägen, schrill-bunten Kostüme von Marlene Korbstein leisten einen wichtigen dramaturgischen Beitrag
HERXHEIM: Schülertheatergruppe "Szenario" des Herxheimer Pamina-Schulzentrums trifft mit neuem Stück den Nerv der Zeit
Wie schnell aus einem dummen Scherz bitterer Ernst werden kann, demonstrierte am Wochenende eindrucksvoll die Schülertheatergruppe"Szenario" des Herxheimer Pamina-Schulzentrums im Chawwerusch Theater: Mit "Unter Verdacht", ihrer mittlerweile siebten Produktion, füllte die Theatergruppe die ausverkaufte Vorstellungen an allen drei Tagen bis auf den letzten Platz.
Matt Donaghy (Patrick Borchardt), Schüler der Rocky-River High School verkündet in der Cafeteria, er werde die Schule mit einer Bombe in die Luft jagen. Mochte eine solche Äußerung vor dem Massaker in der Columbine High School im Jahr 1999 und dem Amoklauf in Erfurt 2002 noch als reichlich geschmackslos, immerhin aber als Scherz gegolten haben, wird sie nach diesen Vorfällen zum Kriminalfall: Von Kommissaren abgeführt und verhört, in Mitschülerkreisen geächtet, wird Matt, als "Big Mouth Donaghy" bekannt für seine große Klappe, zum Außenseiter. Es kommt zu einer regelrechten Hexenjagd, die noch geschürt wird von dem religiösen Fanatiker Reverend Brewer (Christian Kolain), bis die Anfeindungen der ganzen Stadt sich in Drohbriefen an Matts Eltern entladen: Der Vater entschließt sich zur Klage. Eine einzige Mitschülerin, "Ugly Girl" Ursula Riggs (Katharina Schneider) die als Basketballspielerin geschätzt, ansonsten aber nicht geliebt wird, wagt zu sagen, dass Matts Äußerungen wirklich nicht ernst gemeint gewesen seien.
"Unter Verdacht" frei nach einem Roman von Joyce Carol Oates und geschrieben von Ro Tritschler und Ben Hergl, ist ein Zwei-Akter mit raschen Szenenwecheln. Die Geschichte selbst birgt wenige Geheimnisse. Wie auf der Klaviatur des Rufmorde(n)s gespielt wird, die Geschädigten sich ihre Demütigungen in klingender Münze versüßen lassen wollen, am Ende aber immer nur die Anwälte gewinnen, weiß heute jeder Fernsehzuschauer und Zeitungsleser. Spannend indes ist, was die Truppe unter Regisseur Ben Hergl, assistiert von Christiane Gebhart, daraus macht: In der Dunkeltheit des Theatersaals nehmen die Schauspieler Aufstellung. Man könnte von einer gespenstischen Szenerie sprechen, wäre da nicht diese aggressive, Gewalt verherrlichende Musik. Das Licht geht an - und sofort wird der Zuschauer in jede Szene regelrecht hineingerissen: Als ob man nach langem Schlaf erwacht und die Welt ringsum zunächst als fremd erlebt, grell, bedrohlich, überzeichnet und laut, wird dem Betrachter die Geschichte, in Videoclip-artiger Kurztaktigkeit eingehämmert.
Die schrägen, schrill-bunten Kostümen von Marlene Korbstein vor einem schwarzen Bühnenbild (Dorsis Lang) verstärken diesen Effekt: Sie verleiten zum Starren und Taxcieren: man kann den Blick von diesen Figuren einfach nicht lösen. So wird der Zuschauner in doppelter Weise konfrontiert mit seinem eigenen Voyeurismus. Denn, mal ehrlich: würden wir uns so fesseln lassen, wenn es weniger spektakulär zuginge?
Professionell, ausdruckstark und glaubwürdig füllten alle fünfzehn junge Akteuere ihre Figuren, die sie sich in intensiven Improvisationsübungen erarbeitet hatten, mit prallen Leben - manche in doppelter Besetzung.
"Viele wollten glauben, dass das mit der Bombe wahr wäre, weil schon lange nichts mehr los war", lassen die Autoren Tritschler und Hergl ihren Matt Donaghy sagen - und treffen damit den Nerv unserer von Medienhetze und Feigheit geprägten Zeit, die schon in den Schulen Nährboden findet. Auch aus diesem Grund wir die Theatergruppe das Stück vom 20. bis 23. Juni noch einmal gezielt für Schulklassen aufführen. Schulen, die sich für diese Vorführungen interessieren, wenden sich an das Chawerusch Theater, Herxheim (Tel.:0 07276 5991).
Im September tritt "Szenario" mit "Unter Verdacht" bei den Bundes-Schultheater-Tagen in Pirmasens an. (bkr)
Bilduntertitel: Die schrägen, schrill-bunten Kostüme von Marlene Korbstein leisten einen wichtigen dramaturgischen Beitrag